„Iss nicht soviel Süßkram, das ist schlecht für die Zähne!“ sagte meine Mutter immer. Wer hat das als Kind nicht regelmäßig zu hören bekommen? Komisch allerdings, dass meine Mutter an Marmelade, Nutella, Honig und Co. nichts auszusetzen hatte, nein ganz im Gegenteil! Honig ist doch gesund!
Zudem musste ich mir im Winter, morgens vor der Schule, immer einen Löffel Sanostol rein drängeln und wer da mal auf die Flasche geschaut hat, der wird sich ungläubig die Augen reiben und unweigerlich fragen: „Seit wann sind Zucker, Glucosesirup und Nicotinsäureamid denn gesund?“
Ich mache meinen Eltern aber keine Vorwürfe, denn eine gut durchdachte Maschinerie hat allen Eltern fein säuberlich eingetrichtert, was sie ihren Kindern kaufen sollen, was die Familie unbedingt haben muss oder essen sollte.
Selbstbestimmung und nachdenken, was man sich und seinen Kindern da eigentlich auftischt, war zumindest in meiner Kindheit, den späten Siebzigern und frühen Achtzigern nicht üblich.
Zwei Lebensmittel sind dabei immer wieder auf dem Teller gelandet – Brot und Nudeln. Bis zu meinem 19. Lebensjahr konnte mir auch kein einziges Nahrungsmittel etwas anhaben. Ich war schlank und drahtig und kein einziges Fettpölsterchen zierte meinen Körper.
Doch als ich vermeintlich ausgereift war und die ganze Energie nirgendwo mehr entweichen konnte, war sie vom einen auf den anderen Tag da, die Wohlstandsplautze und mit ihr die Gewissheit, das ich ab jetzt wohl doch ein wenig mehr auf meine Figur achten muss.